Freitag, 17. Juni 2011

Kununurra, oder: meine Wochen im Outback

Ein fröhliches Hallöchen aus Kununurra, Western Australia

Seit zwei Wochen bin ich wieder in meinem geliebten Western Australia und seit eineinhalb Wochen mitten im Outback, in einem kleinen Dörfchen namens Kununurra. Kununurra (sprich: Kananara) liegt an einem hübschen See, Lake Argyle und dem Ord River. In beidem kann man leider aufgrund von Süßwasserkrokodilen nicht schwimmen, was eigentlich echt schade ist(Das Hostel hat zum Glück einen Pool). Kununurra liegt nämlich weit genug im Norden, um keine Jahreszeiten zu haben, und deswegen praktischerweise auch keinen Winter, sodass fast immer Schwimmwetter ist :) Das Dörfchen liegt genau zwischen Darwin (Northern Territory), wo ich die zwei Wochen vorher auf Jobsuche und Erkundung war und Broome (Western Australia), wo ich ein Wochenende verbracht habe. Wobei genau dazwischen meint, dass man zu beidem ca. 12-14 Stunden Fahrt vor sich hat, Kununurra also ca. 1000km von größeren Städten entfernt liegt und auch nur dann, wenn man Broome als "größere Stadt" bezeichnet, was es definitiv nicht ist.
Als ich in Darwin merkte, dass man dort überhaupt keine Chance hat, Arbeit zu finden, bin ich weiter gereist und zwar zuerst nach Broome (23h Fahrt, kein Vergnügen). Aber dafür war Broome ein Traum; die weißesten Sandstrände, die nur die Westküste Australiens bietet (wie in Freo), Perlfarmen und Schifferbötchen wohin man blickt, Palmen, Sonne, Surfer, wolkenloser Himmel :) Und eine Alex, die nichts weiter zu tun hat, als am Cable Beach (wo vor Jahren die erste Australische Übersee-Telefonleitung gelegt wurde) braun zu werden, zu dem 15km entfernten Leuchtturm zu wandern, Perlausstellungen und Märkte zu besuchen und, als absolutes Traum-Highlight, auf Kamelen am Strand den Sonnenuntergang anzugucken. Die fast 2 Stunden Kamelreiten am Strand waren mit Sicherheit eins der schönsten und lustigsten Dinge, die ich gemacht habe. Und den Anblick eines kauenden Kamels werde ich auch nicht vergessen!

In Broome dreht sich neben den Kamelen alles um Perlen und die Märkte, die zufälligerweise auf die Tage fielen, an denen ich da war, waren voll von selbsthergestelltem Schmuck :) (Leider etwas teuer für mein Budget, aber trotzdem ein schöner Anblick). Unglaublich, was man alles in weniger als 48 Stunden quetschen kann und noch unglaublicher, wie früh man freiwillig aufsteht, wenn man an so einem tollen Ort Urlaub machen darf :) !!
Nach diesem erlebnisreichen Wochenende bin ich wieder in Richtung Darwin aufgebrochen, um am nächsten Morgen in Kununurra anzukommen. Tja, und hier bin ich jetzt seit eineinhalb Wochen im Kimberley Croc Hostel (benannt nach dem gleichnamigen sehr berühmten National Park hier) in einem 6-Betten-Mädels Schlafsaal mit noch einer anderen Deutschen(Amrei), zwei französisch-Kanadierinnen und zwei Japanerinnen, die allesamt langfristig bleiben :) Es ist nach 3 Monaten ununterbrochenen Reisen mal ganz schön, an einem Ort zu bleiben und dann noch in einem so viel besseren als Darwin! Zwar hat man nur 2 Clubs (einer davon ein Hotel, also nur eine Bar), Alkohol wird nur von 5 bis 6 Uhr abends verkauft und von Handyempfang kann man an den meisten Stellen auch nicht sprechen, aber schon am ersten Tag kannte einen Jeder im Hostel (Jeder, der länger bleibt) und jemanden länger als für ein paar Tage kennen zu lernen, hat auch Vorteile. Mit einer Japanerin lerne ich Japanisch und bringe ihr gleichzeitig Deutsch bei, durch die französischen Mädels kann ich mein französisch beibehalten und durch Amrei habe ich jetzt einen Aushilfsjob als Cleaner gefunden, wo ich die letzten drei Tage gearbeitet habe. Der Job ist zwar nur aushilfsweise, wird aber gut bezahlt (22$ also ca.16€ die Stunde) und wenn Amrei in drei Wochen (leider..) geht, lernt sie mich vielleicht in ihren Job ein und ich kriege nicht nur ein schniekes "AllClean"-T-shirt, sondern auch ein eigenes Dienstauto :) :) Wer weiß, vielleicht klappt das mit dem Fahren in Australien doch noch auf die letzten paar Wochen :) Und Bruce, unser Boss, ist auch richtig nett! Da kann man nur hoffen, dass das alles so klappt und die letzten Wochen in Kununurra und damit Australien (blöderweise) so wunderbar werden, wie ich mir das ausmale :)

Ein bisschen Wissen über Darwin

Hey Leute,

Dieser Eintrag heute wird sehr faktenlastig, wie gewuenscht :) Wie die fleissigen Leser meines Bloges ja wissen, befinde ich mich gerade in Darwin, oder dem Top End (Top End, weil Darwin und die Region bis ca. 300-400km unter Darwin ins Meer stippen und quasi ueber dem Rest Australiens liegen). Das Darwin so weit ab vom Schuss liegt (ca. 2000km von jeder anderen groesseren Stadt) hat aber definitiv den Vorteil, dass es hier noch schoen warm ist. Waehrend im Rest von Australien langsam der Winter einbricht, kann man hier hoechstens von ein bisschen mehr Wind und weniger Schwuele reden. Hier ist es ganzjaehrig gleich warm und es gibt keine Jahreszeiten, sondern nur Trocken-und Regenzeit, wobei ich mir habe sagen lassen, dass Darwin waehrend der Regenzeit im "Sommer" unertraeglich Schwuel ist (bis zu 100% Luftfeuchtigkeit).

Port Darwin wurde uebrigens 1839 von Lieutenant Stokes gegruendet und nach seinem guten Kumpel Charles Darwin (DEM Charles Darwin) benannt, der damals auf einem Boetchen mit Stokes zu den Galapagos Inseln schipperte. Darwin seinerseits hat Darwin (hihi) zum Dank nicht einmal besucht und trotzdem laeuft man hier an jeder Ecke einer Statue des beruehmten Biologen ueber den Weg. Naja, da Darwin (der Biologe) dann wenig spaeter ziemlich kritisiert wurde und Darwin (die Stadt) damals nicht mehr als ein kleiner Hafen war, haben die Leute hier Port Darwin schon 1869 in Palmerston umbenannt, woraus eine recht grosse Stadt erwuchs (so 250.000 EW). Diese wurde, sobald Charles Darwin ein bisschen glaubhafter wurde (typisch) wieder nach ihm benannt. Man kann aber an der geschrumpften Einwohnerzahl sehen (heute ca. 100.000 EW), dass das 20.Jahrhundert nicht unbedingt das Traumjahrhundert war. Erstmal fiel den ganzen Europaern auf, dass man in Darwin ziemlich schlecht leben kann; die Stadt wird jedes Jahr im Sommer, Regenzeit, ueberflutet, es wimmelt hier nur so von Salzwasserkrokodilen, den gefaehrlichen Exemplaren, und als waere das noch nicht genug, kostet auch die ganze Versorgung der Stadt ein Vermoegen, da Darwin von allem so weit weg liegt und Farms nicht angelegt werden koennen, wegen oben genannten Krokodilen. Ausserden wurde Darwin 1939 als erste australische Stadt von Japan im 2. Weltkrieg angegriffen (liegt ja schoen nah dran) und ein grossteil der Stadt wurde zerstoert. Am 1. Weihnachtstag (!) 1976 dann wurde der Rest von Darwin von Zyklon Tracy auch noch zerstoert. Ein Wunder eigentlich, dass das Northern Territory ueberhaupt noch eine Hauptstadt hat (Alice Springs kann man nun wirklich nicht mitzaehlen, so ein popeliges Oertchen...). Das hoert sich ziemlich negativ an, aber Darwin ist vor allem als Tourist ein sehr gutes Ziel. Hier ist es ganzjaehrig warm, man sieht allerhand bedrohte (und bedrohende) Tierarten, ich hab schon seit ca. 2 Monaten keinen Regen mehr gesehen und wenn man alle unglaublich faszinierenden National Parks dieser Gegend besuchen woellte, wuerde man hier wahrscheinlich Jahre rumhaengen :) :)
Ich war bisher nur in einem, dem Litchfield National Park naemlich und zwar vorgestern und habe dort zuerst eine Jumping Crocodile Tour im Adelaide River mitgemacht und dann 3 verschiedene Wasserfaelle im Litchfield Park besucht.
Die Krokodiltour war aber mein absolutes Highlight. Nicht, dass ich noch nie Krokodile gesehen haette, aber die in freier Natur zu sehen, und dann auch noch so grosse, ist schon etwas anderes. Vor allem, wenn man sieht, wie schnell die ansonsten eher lahm erscheinenden Kolosse im Wasser sind! Der Guide hat uns dann auch direkt als allererstes froehlich darauf hingewiesen, dass man, wenn man auf dem Adelaide River ins Wasser faellt, sowieso schon tot ist, um uns dann direkt im Anschluss die "Rettungsboote" zu zeigen, die aus einer Schwimmmatte bestanden, an der man schwimmen musste... Wusstet ihr, dass man besser direkt vor dem Maul eines Kokodils schwimmen sollte, als neben einem? Die schnappen naemlich schneller seitlich aus als man wahrscheinlich oO sagen koennte und sind verhaeltnismaessig langsamer beim vorwaertsschwimmen. Und zu all dem stehen Krokodile unter Naturschutz in Australien, man duerfte sich also kein Stueck wehren... Im Jahr 1976 waren nur noch ungefaehr 6000 Krokodile in ganz Australien uebrig, heutzutage sind es ueber 100000 alleine im Northern Territory (dann noch die von Queensland und W.A.). Kroks werden 3m(weiblich) bis 6m(maennlich) gross, wobei die vor Jahrzehnten mal eines namens Sweetheart (und niemand weiss, warum der so hiess) gefunden haben, dass 15(!) meter gross war. Das gleicht dann aber wirklich eher einem Dinosaurier.
Dann waren wir noch bei den im Northern Territory allgegenwaertigen Termitenhuegeln. Termiten sehen aus wie weisse Ameisen (und werden auch so genannt), aber - und das finde ich sehr ekelhaft - sind eher verwandt mit Kakerlaken (auch sehr allgegenwaertig im Northern Territory). Dafuer sind Termiten unglaublich wichtig fuer die Umwelt und die Menschen hier, wie uns unser Guide berichtete. Fuer den Busch sind die Tiere wichtig, weil sie ueberschuessiges Holz und Blaetter essen (wobei nur ca. 1% aller Arten Holz verspeisen) und sich unter der Erde bewegen, also mit ihren Milliarden von Arbeitern den Boden umgraben. ;) Die Aboriginies haben einfach das Innere von den Termitenhuegeln gegessen, wenn sie Verdauungsprobleme hatten(natuerlich verduennt, sodass wenigstens alle tot waren) oder wahlweise auch verbrannt, was als natuerliche Mueckenabwehr fungierte. Und fuer die eher europaiisch angehauchten Darwinesen gilt der Stoff, mit dem die Termiten ihre Huegel befestigen(Koerperfluessigkeit) als Hausmittelchen fuer Zement und wird sehr vielseitig verwendet.

Hier im Busch, an dem man vorbei kommt, egal wohin man faehrt, sehen die meisten Stellen sehr verbrannt aus. Unser Guide hat uns erzaehlt, dass die Regierung (also natuerlich nicht die Regierung hoechstpersoenlich, die machen sich schliesslich nicht schmutzig) jedes Jahr ca. 2/3 des gesamten Landes im Top End (ungefaehr der Groesse von 3 Mal Deutschland) willkuerlich abbrennen. So ein Quatsch, denkt man sich, aber das ist die wirksamste Brandabwehr, die man hier kennt. Wenn der Busch naemlich richtig Feuer faengt, kann man das nicht mehr stoppen. Ausserdem waechst bei einem Grossteil sehr schnell wieder Gruenzeug nach.

So, jetzt habe ich euch wirklich mal an dem Wissen, das sich fuer solche Orte ansammelt teilhaben lassen. Wenn ich das sonst nicht mache, heisst das eigentlich nur, dass ich keine Zeit habe und euch ausserdem nicht langweilen will, aber man lernt jeden Tag etwas Neues (und ich habe nichts davon aus dem Internet od. Buechern). Bis ganz bald